Missionare (2)
Heute nochmal: Besuch von auswärts
Das dachte er sich so, dass als nächstes die Sumpfcantatls dran sein würden. Aber der Prediger kam am nächsten Tag nochmal und verwickelte ihn erneut ein ein Gespräch. Roo-Arr stöhnte. Also musste er wieder:
"Kannst du mir diese Sache mit der Sünde nochmal erkären? Was ist das?"Roo-Arr fragte sich allmählich, wer hier wen missionierte.
"Also, wenn einer von euch mit der Frau eines anderen ... etwas ... unanständiges tut..."
"Was sollen die denn unanständiges tun?"
"Also, wenn er ... mit der ... Frau ... herummacht..."
"Ach so!"
"... dann darf er das ja nicht."
"Warum darf er das denn nicht?"
"Na, dann ist der Ehemann der Frau doch bestimmt eifersüchtig."
"Was meinst du mit eifersüchtig?"
"Was?"
"Ich kenne das Wort nicht - was bedeutet 'eifersüchtig'?"
"Nicht? Also, wenn einer mit der Frau eines anderen herummacht, dann ist deren Mann doch bestimmt beleidigt. Wie nennt ihr das denn?"
"Beleidigt? Warum sollte er beleidigt sein?"
"Na, weil das SEINE Frau ist! Das gefällt ihm doch sicher nicht."
"Doch, natürlich - das ist doch ein Zeichen, dass er gut gewählt hat, wenn sich auch andere Männer für seine Frau interessieren."
"Schon, interessieren. Aber wenn seine Frau mit dem anderen herummacht - dann wird er doch böse."
"Nein."
"Doch! Wenn er sie erwischt, dann wird er diesen Mann doch verprügeln."
"Na hör mal! Wir sind doch keine unzivilisierten Wilden!"
"Aber das kann sie doch nicht machen!"
"Warum denn nicht? Sie wird schon wissen, was sie tut. Die meisten von uns wissen das."
"Aber dann ist sie ihrem Mann doch nicht treu!"
"Nicht treu? Nur weil sie mal mit einem anderen herummacht?"
"Ja! Genau!"
"Bist du deinen Brüdern und Schwestern oben am Salzsee treu, wenn du dich hier herumtreibst und von deinem Gott erzählst?"
"Ich bin meinem Herrn treu."
"Ich hatte nach deinen Brüdern und Schwestern gefragt..."
"Aber eine Frau muss ihrem Mann doch treu sein!"
"Na und? Deshalb kann sie doch mal mit einem anderen herummachen?"
"Aber warum haben sie denn überhaupt geheiratet?"
"Och, warum denn nicht? Es gibt doch tausend verschiedene Arten von Treue. Wir hier stehen zueinander, auch wenn wir manchmal nicht im selben Bett liegen."
"Aber man heiratet doch, um ein Leben lang zusammen zu sein!"
"So? Wir nicht. Manche sind ein Leben lang zusammen. Andere trennen sich vorher. Eine Heirat ist nur die öffentliche Ankündigung, dass man es versuchen will."
"Lebenslang!"
"Wir hören das manchmal von anderen Stämmen, das Lebenslänglich. Aber wir glauben, dass der Mensch nicht für das Lebenslänglich geschaffen ist."
"Doch! Natürlich! Nur dafür!"
"Wie kommst du darauf? Wenn man bei uns so einen Irrtum erkennt, geht jeder seine Wege. Manche früher, manche später, einige gar nicht."
"Das ist doch ganz falsch!"
"Meine Frau gehört mir doch nicht. Nicht mal mein Lama gehört mir, sondern macht was es selbst will. Wie soll mir da meine Frau gehören?"
"Aber was macht ihr denn, wenn eine Frau von einem anderen ein Kind kriegt?"
"Woher soll sie wissen, von wem das Kind ist?"
"Angenommen, sie weiß es..."
"Dann ist das ein Kind. Wir freuen uns mit ihr."
"Aber es ist doch nicht von ihrem Mann! Da muss er doch böse sein!"
"Keineswegs. Das ist der Beweis für die Fruchtbarkeit seiner Frau. Ein Zeichen, dass er gut gewählt hat. Er freut sich mit ihr."
"Oh, ihr seid so voll der Sünde!"
"Ja, richtig, du wolltest mir dieses Wort erklären: Wie war das mit der Sünde?"
"Tut mir leid - ich muss weiter..."